Ein 400 Jahre altes Einzeldenkmal
hat einiges zu erzählen
hat einiges zu erzählen
Zuletzt stand das Haus am Markt 15 in Senftenberg fast 30 Jahre leer. Ein Eigentümer gab kurz nach der Wende dem Nächsten die Klinke in die Hand und das Dach bekam immer mehr Löcher. Dass diese Bedingungen das Haus massiv schädigten, zeigen unsere „Vorher“-Fotos.
Es gab viele Pläne für den Markt 15, sogar schon eine Baugenehmigung, doch der Startschuss fiel nie. Bis zu einer glücklichen Fügung im Winter 2016, die Gisa und Carsten Bartsch aus Guteborn als Ingenieurbüro erstmalig mit dem Haus in Verbindung brachte. Die Erfahrung mit alten Gebäuden hier in der Region hatten sie. Als dann noch der Vorbesitzer vom Projekt absprang, war für die beiden klar: „Dann machen wir das eben selbst.“ Kurz darauf wurde der Dachstuhl vor dem Einsturz gesichert und zusammen mit der Stadt Senftenberg Pläne für die zukünftige Nutzung des Gebäudes geschmiedet: Ferienunterkünfte sollten entstehen.
Baustart war Ende April 2017, die Einweihung des Gästehauses im Mai 2018.
Doch was macht das Haus nun so besonders?
Zusätzlich zum erhaltenen Tonnengewölbe im Keller ist besonders im Erdgeschoss noch viel Substanz aus dem 17. Jhd. erhalten: Kreuzgewölbe, teilweise mit Bemalung, Fragmente alter Bibelzitate, Putzstrukturen, freigelegte Deckenbalken und historisches Pflaster.
Im 1. Obergeschoss konnten wir während der Sanierung viele Fachwerkwände erhalten und zeigen.
Im Laufe der Bauarbeiten und durch restauratorische Untersuchungen kamen viele Einzelheiten des Gebäudes zutage, sodass ein grober Zeitstrahl das Leben des Hauses dokumentieren kann:
ca. 1595 als Wohn-/Gemeindehaus erbaut – damit ist es das älteste Haus am Markt und eines der ältesten der Stadt. Teile des Kellers mit seinem Tonnengewölbe sind noch aus dieser Zeit.
Aus der Zeit um 1618 sind Teile des Erdgeschosses mit Kreuzgewölbe und Bemalung erhalten, die den damaligen 30-jährigen Krieg überstanden haben und nun restauriert wurden.
Nach dem Ende des Krieges (1648) wurden die zerstörten Teile des Hauses wieder aufgebaut. Dazu gehört der Eingangsbereich mit seinem Sitznischenportal, dem Psalm außen am Haus (datiert auf 1675) sowie dem Kreuzgewölbe und diversen freigelegten Bibelsprüchen im Foyer.
Der von der Marktseite leicht zurückgesetzte Teil des Hauses wurde im Jahre 1717 als Torhaus angebaut und bot eine zusätzliche Lagerfläche, die durch ein niedriges Zwischengeschoss (heute mit freigelegten Balken) erkennbar ist.
Aus der neueren Zeit sind diverse Nutzungen des Erdgeschosses z.B. als Grünwarenhandlung (in den 1920ern) und Friseursalon (ca. 1950/60er Jahre) bekannt.
Die oberen Etagen, in denen teilweise noch viel sichtbares Fachwerk erhalten ist, boten Wohnraum für mehrere Familien.